Kalkan
Die kleine Stadt Kalkan kann sich rühmen, dem typischen Massentourismus an der türkischen Südküste getrotzt zu haben. Zwar ist das frühere griechische Fischerdorf ein beliebtes Ferienziel mit vielen Vorzügen. Doch haben es die vom Fremdenverkehr durchaus profitierenden Einheimischen verstanden, das ursprüngliche Bild und den Charme des malerischen Mittelmeerortes weitgehend zu bewahren. Dazu tragen konsequente Denkmalpflege und Bauvorschriften bei. Dies ist besonders der attraktiven Altstadt, auch „Old Kalkan“ genannt, bestens bekommen.
Kalkan liegt zwischen den großen Urlaubszentren Fethiye im Westen, etwa 80 Kilometer weit weg, und Antalya im Osten, rund 200 Kilometer entfernt. Verwaltungstechnisch ist Kalkan dem Bezirk Kas angegliedert; die gleichnamige Haupt- und Hafenstadt befindet sich ganz in der Nähe. Kas wiederum gehört zur riesigen Provinz Antalya. Per Auto oder Bus sind alle Destinationen entlang der Türkischen Riviera bequem über die gut ausgebaute Küstenstraße zu erreichen.
Hervorragende Lage in der historischen Landschaft Lykien
Für Türkei-Kenner ist es keine Frage, dass Kalkan zu den raren Juwelen der Region zu rechnen ist. Zum einen, weil hier der Spagat zwischen zeitgemäßem Tourismus und dem Erhalt alter Substanz und Strukturen beispielhaft gelungen ist. Zum anderen, weil die naturgegebene Lage Kalkans an Vielfältigkeit und damit auch Nutzbarkeit kaum zu überbieten ist. Der Ort zählt zu den reizvollsten Zielen in der historischen Landschaft Lykien, die so reich ist an eindrucksvollen Hinterlassenschaften aus der wechselvollen Vergangenheit Kleinasiens. Die Antike hat ihren Platz in der Gegenwart.
Früher ein Handelsplatz mit weitreichender Bedeutung
Über Terrassen unterhalb der südlichen Ausläufer des Taurusgebirges angelegt und relativ sicher in einer von Steilhängen umgebenen Bucht platziert, entwickelte sich Kalkan im 19. Jahrhundert zu einem vielfrequentierten Handelsplatz. In seiner Bedeutung für den Warenumschlag an der Lykischen Küste soll der Hafen denen von Antalya und Fethiye nicht nachgestanden haben. Verschifft wurden unter anderem Wein, Olivenöl, Getreide, Baumwolle und nicht zuletzt Holz aus den wilden Wäldern des mächtigen Taurus. Kiefern- und Zedernholz waren als Baumaterial weithin begehrt.
In der Griechenzeit hieß Kalkan noch Kalamaki
Der frühe Export umfasste auch kostbare Seidenstoffe beziehungsweise Seidenkokons. Maulbeerbäume zeugen noch heute von diesem seltenen Handelszweig. Was für den Weitertransport per Frachtschiff bestimmt war, gelangte aus der fruchtbaren Xanthos-Ebene und dem Hochland meistens auf mühsamen Wegen mit Kamelen in den belebten Hafen von Kalkan. Seeleute und Handeltreibende sollen ihn auch deshalb geschätzt haben, weil er weitgehend Schutz vor Piraterie bot.
Zur Blütezeit des Hafens hieß Kalkan allerdings noch Kalamaki und gehörte, wie auch zahlreiche kleine Inseln nahe der Küste, zu Griechenland. Mit den großen politischen Umwälzungen nach dem Ersten Weltkrieg endete die griechische Ära. 1923 wurde auch Kalkan offiziell der neuen Republik Türkei zugeschlagen. Große Teile der bisherigen Bevölkerung zogen aufs griechische Festland, einige auch auf die Kalkan vorgelagerte Insel Meis (heute Kaltelorizo). Im Zuge des zwischen den Staaten vereinbarten Austauschs siedelten sich zum Ausgleich dafür viele Türken in dem Ort an.
Fisch und Meeresfrüchte frisch auf den Tisch
Mit dem Ausbau des Straßenverkehrsnetzes ging der Seehandel immer weiter zurück. Das Panorama des Hafens bestimmten inzwischen nicht mehr Handelsschiffe, sondern schnittige Segelschiffe und Yachten internationaler Herkunft sowie Motorboote aller Art. Auch Fischerboote sind nach wie vor zu sehen: Wenn sie morgens ganz früh auslaufen und abends heimkehren. In Kalkan wird die Tradition des Fangs von Fisch und Meeresfrüchten in einem der Gastronomie dienlichen Umfang aufrechterhalten.
Auch dies geschieht sehr zur Freude der Feriengäste. Sie können die frisch angelandeten Köstlichkeiten in delikater Zubereitung in den gemütlichen, eher einfachen Gaststätten und in ambitionierten Restaurants genießen. Die regionale Küche mit landestypischen Zutaten wird in Kalkan gerade von fleißigen Familienbetrieben gepflegt. Darüber hinaus bietet der Ort eine sehr beachtliche Auswahl an Lokalen für jeden Geschmack und Geldbeutel, darunter etliche Freiluftcafès und stilvoll gestaltete Bars, die bis spät in die Nacht Besucher willkommen heißen und herzlich bewirten.
Sorgsam bewahrte Architektur in der Altstadt
Gastfreundschaft wird in dem kleinen Kalkan ohnehin groß geschrieben. Dies belegen nicht nur die schier unendlichen Offerten an Speisen und Getränken. Auch für Unterhaltung wird an diversen Stellen gesorgt, etwa mit Live-Musik von Folklore über Jazz bis Pop sowie Vorführungen von Bauchtänzerinnen und Volkstanzgruppen. Das Saturday Night Fever lässt sich auch ausleben, entweder in einer Hotel-Disco oder einer Diskothek etwas außerhalb Kalkans. Schlafsuchende, die der Tag schon geschafft hat, brauchen keine Angst vor Ruhestörung zu haben. Der zulässige Geräuschpegel der Musik- und Tanzbetriebe ist streng geregelt.
Auch abseits des Amüsements erweist sich Kalkan als ein Ort, der es jederzeit lohnt, ihn aufmerksam zu durchstreifen. Die über Jahrhunderte gewachsene, kulturell unterschiedlich beeinflusste architektonische Struktur ist in großen Teilen erhalten geblieben. In den engen, oft verwinkelten Gassen reihen sich die meist in strahlendem Weiß gestrichenen und maximal zweigeschossigen Häuser im osmanisch-griechischen Stil aneinander. Viele haben hübsche Giebel und rote Ziegeldächer, kleine Fensterläden, die bei Bedarf Sonne und Wärme abhalten, und ebenso praktische wie dekorative Balkone aus geschnitztem Holz.
Urlaubsquartiere für alle Ansprüche im Angebot
Üppiger Blumenschmuck, vorwiegend Bougainvillea, findet sich an diesen Balkonen, aber auch auf Treppen und an Eingängen sowie in den luftigen Innenhöfen. Die Bewohner schmücken ihre Häuser nicht nur, sie legen auch viel Wert darauf, dass die Gebäude auf festen Fundamenten stehen und die Bausubstanz allen Witterungs- und sonstigen Bedingungen standhält. Im Laufe der Jahre wurden die Häuser im Zeichen des zunehmenden Tourismus sorgfältig restauriert und behutsam modernen Gegebenheiten angepasst.
Bau- und Denkmalschutzvorschriften haben zum Erhalt des ursprünglichen Stadtbildes beigetragen, sondern auch sichtbaren Bausünden vorgebeugt. Kein hoher Hotelkomplex, kein Wohnungsklotz stört die Silhouette. An adäquaten Quartieren für Feriengäste, die nicht nur aus Europa kommen, fehlt es dennoch nicht. In zurückhaltender Weise wurden seit Anfang der 1980-er Jahre überschaubare Hotels und Apartmentanlagen für unterschiedlichste Ansprüche erstellt. Auch kleine, privat geführte Pensionen und Zimmer für finanziell nicht auf Rosen gebettete Touristen sind beliebt.
Wassersport, Wellness und Abwechslung
Kalkan kann mit allem aufwarten, was der Urlauber wünscht. Egal, ob es eher um Relaxen, Sonnenbaden und Verwöhnen geht, oder die sprichwörtlich schönsten Wochen des Jahres mit mehr oder weniger aufreibenden Aktivitäten ausgefüllt werden sollen. Strandclubs und -bäder laden zum Faulenzen auf komfortabler Liege und Planschen im angenehm temperierten und kristallklaren Wasser ein. Ein öffentlicher Strandabschnitt befindet sich östlich des Hafens. Die Blaue Flagge bürgt für geprüfte Wasserqualität.
Die Hotelpassage am Hafen beherbergt auch ein umfangreiches Wellness Center im Hamam-Stil, das keinen Wunsch offen lässt. Kosmetikbehandlungen, Spezialbäder, Sauna, Massage und mehr sind direkt am Meer möglich. Für die Schönheit von Haut und Haaren, Wohlbehagen und Entspannung sorgen – gegen Bezahlung – auch andere dienstbare Geister.
Ausflüge zu atemberaubenden antiken Stätten
Wen es stärker – oder zur Abwechslung – nach Bewegung an frischer Mittelmeerluft gelüstet, kann fast jede Art von Wassersport betreiben, beispielsweise Jet-Ski und Kajak fahren sowie Segeln, Surfen, Wakeboarding und Tauchen. In die Unterwasserwelt abzugleiten, ist unter fachkundiger Anleitung möglich. Es werden auch Tauchausflüge und -kurse angeboten. Lang ist auch die Liste der Gelegenheiten, Kalkan und Umgebung von einem Motorboot oder einer Yacht aus zu erkunden – stundenweise, mehrere Tage am Stück oder sogar eine Woche lang. Insel-Hopping steht hoch im Kurs, aber auch Touren entlang der Türkischen Riviera werden gern gebucht.
Genauso bietet sich auch das Landesinnere für mehr oder weniger ausgedehnte Ausflüge an. Nicht nur History-Fans verschlägt es häufig den Atem beim Anblick freigelegter Paradeschätze antiker Baukunst, so zu erleben in Xanthos, Letoon oder dem besonders prächtigen Patera. Diese noch nicht ausgeschöpfte Fundgrube für Archäologen besticht zudem mit einem außergewöhnlichen, unter Naturschutz stehenden Strand, an dem auch Meeresschildkröten zu Hause sind. Die Sehenswürdigkeiten sowie die übrigen Orte entlang der Küste können mit einem Mietauto oder Taxi angesteuert werden. Sie sind aber auch, und zudem preiswerter, mit einem der vielen Minibusse (Dolmus)zu erreichen, die vielfach in der Region verkehren.
Wandern auf einem berühmten Weg durch den Taurus
Freunde des Wanderns kommen auch auf ihre Kosten und werden sich den berühmten Lykischen Weg wohl nicht entgehen lassen, zumindest eine oder mehrere Etappen. Die Route erstreckt sich über gut 500 Kilometer zwischen Antalya und Fethiye durch die Gebirgszüge des Taurus und stets entlang der Küstenlinie. Auch hier wandelt der Tourist auf historischen Pfaden.
In Kalkan kann er nach seiner Rückkehr wieder in die schicke Shopping-Welt eintauchen. Neben dem üblichen Souvenir-Kitsch gibt es Kleidung, Keramik, Teppiche, und Glaswaren und vieles mehr in Hülle und Fülle. Glücklich, wer sich aufs Feilschen versteht und ein Schnäppchen macht!